
Wie groß die CO2-Bilanz von Fleisch ist, bespreche ich regelmäßig in Vorträgen für den Bund für Umweltschutz (BUND).
Wenn du also lieber ein Video schauen als lesen möchtest, gibt es einen Teil dieses ausführlichen Artikels auch als Vortrag hier.
Das Wichtigste in Kürze
- Tierische Lebensmittel (auch regional) haben im Schnitt eine deutlich schlechtere CO2-Bilanz als pflanzliche Lebensmittel. Eine vegane Ernährung hat in Deutschland im Durchschnitt den niedrigsten CO2-Fußabdruck.
- Die tierische Landwirtschaft (bei uns 97 % Massentierhaltung) verursacht weltweit 15 % aller Treibhausgasemissionen. Das sind mehr, als alle Autos und Flugzeuge zusammen.
- Die Tierindustrie ist Hauptgrund für weltweite Landnutzung, Regenwaldabholzung, Überdüngung, Versauerung der Meere & Artensterben. Versorgt uns global aber nur mit einem kleinen Teil (18 %) unserer Kalorien.
Unsere Ernährung verursacht rund ein Viertel der globalen Treibhausgasemissionen. [1]
Außerdem werden die Hälfte aller nutzbaren Flächen der Erde landwirtschaftlich bewirtschaftet. [2]
Die Landwirtschaft hat daher einen sehr großen Einfluss auf natürliche Ökosysteme und das Klima. Massentierhaltung ist für den Großteil der Umweltschäden durch die Landwirtschaft verantwortlich.
Fleisch und andere tierische Lebensmittel verursachen 58 % der Treibhausgasemissionen unserer Ernährung. Gleichzeitig nutzen Sie 83 % der landwirtschaftlichen Nutzfläche. [1]
Allein in Deutschland verursacht jede Person pro Jahr 1,7 Tonnen CO2 durch die Ernährung. Mehr als durch unsere Fahrten & Reisen. [3]
Änderungen der Ernährungsweise haben einen großen Einfluss auf unseren persönlichen CO2-Fußabdruck. Gleichzeitig sind die Lebensmittel, die gut für die Umwelt sind, auch gut für unsere Gesundheit. [4]
CO2 im Text meint CO2 Äquivalente (CO2e).
- CO2-Fußabdruck von Lebensmitteln Tabelle
- Regionales vs. Importiertes Fleisch
- Fleischersatzprodukte – Wie gut sind sie für die Umwelt?
- Fleisch vs. Vegan – Emissionen nach Ernährungsform
- Die nachhaltigste Ernährung ist gleichzeitig die gesündeste
- Fleischproduktion & Klimawandel – Wie groß ist der Beitrag?
- Ökobilanz von Fleisch – mehr als nur CO2
- Regenwald-Abholzung: Ist Soja schuld?
- Artensterben: Nur noch 4 % aller Säugetiere sind Wildtiere
- Welthunger: Fleisch ist Lebensmittelverschwendung
- Zusammenfassung: Kernaussagen der Wissenschaft
CO2-Fußabdruck von Lebensmitteln Tabelle
Der CO2-Fußabdruck von Lebensmitteln ist deutlich größer als die meisten Menschen vermuten. [5]
Zum Beispiel erzeugt das Essen von einem 400g Rindersteak so viel CO2, wie das Fahren von 56 km mit dem Auto. [6]
Lebensmittel | CO2-Fußabdruck (CO2e pro kg) | Auto Kilometer bei gleichen CO2-Emissionen |
Rindfleisch (Bio) | 21,7 | 141 |
Rindfleisch | 13,6 | 88 |
Garnelen | 12,5 | 81 |
Butter | 9,0 | 58 |
Käse | 5,7 | 37 |
Hühnerfleisch | 5,5 | 36 |
Fisch (Aquakultur) | 5,1 | 33 |
Schweinefleisch | 4,6 | 30 |
Reis | 3,1 | 20 |
Eier | 3,0 | 19 |
Milch | 1,4 | 9 |
Erbsen (gefroren) | 1,2 | 8 |
Veggieburger (Sojabasis) | 1,1 | 7 |
Tofu | 1 | 6,5 |
Nudeln | 0,7 | 4,5 |
Bananen | 0,6 | 4 |
Fleisch, Fisch, Milch und Eier haben die größten Treibhausgasemissionen. Danach folgen Hülsenfrüchte (Bohnen), Früchte und Gemüse.
Man sieht schon hier, wie viel der Verzicht auf Tierprodukte fürs Klima ausmacht.
Regionales vs. Importiertes Fleisch
Um etwas Gutes für die Umwelt zu tun, hört man oft die Empfehlung: „Kaufe regional ein“.
Doch der Verzicht auf tierische Lebensmittel an nur einem Tag in der Woche spart mehr CO2 ein, als dauerhaft regionale Lebensmittel einzukaufen.
Doch der Großteil der Emissionen von Lebensmitteln kommt nicht vom Transport.
Der Anteil der Transport-Emissionen wird in der Grafik hellrot dargestellt.
Bananen und Rindfleisch erzeugen im Schnitt die gleiche Menge an Emissionen durch den Transport: 0,3 kg CO2.
Die Gesamtemissionen von Rindfleisch liegen im Schnitt bei 60 kg CO2, während die von Bananen nur bei 0,8 kg CO2 liegen. [7]
Regionales Rindfleisch würde immer noch 59,7 kg CO2e emittieren. Also ungefähr das 75-fache von Bananen, die hunderte Kilometer transportiert wurden.
Es ist viel wichtiger, auf die Lebensmittelauswahl zu achten, als woher sie kommen.
Ich hatte in Dresden mit meiner Aktivistengruppe eine Kundgebung zu dem Thema organisiert. Jeder Liter Wasser steht für 1 kg CO2e, der durch Rindfleisch ausgestoßen wird. Und die kleine Colaflasche an der Seite stellt die Menge der Transportemissionen dar.
Fleischersatzprodukte – Wie gut sind sie für die Umwelt?
Ein weiteres Argument von Fleischessern ist, dass Fleischersatzprodukte nicht gut für die Umwelt sind.
Wie schneiden Soja, Seitan und Co. gegenüber Fleisch ab?
Lebensmittel | CO2-Fußabdruck (CO2e pro kg) |
Rinder-Hackfleisch | 9,2 |
Rinder-Bratling (gefroren) | 9,0 |
Wurstaufschnitt vom Rind | 7,9 |
Hähnchen Nuggets | 3,3 |
Thüringer Rostbratwurst | 2,9 |
Seitan | 2,5 |
Veggieburger (Erbsenbasis) | 1,8 |
Vegane Bratwurst | 1,7 |
Gemüsenuggets /-schnitzel | 1,3 |
Veggieburger (Sojabasis) | 1,1 |
Sojagranulat | 1,0 |
Tofu | 1,0 |
Tempeh | 0,7 |
Alle Fleischersatzprodukte schneiden besser ab, als ihr Äquivalent aus Fleisch.
Und wie schneiden die Pflanzendrinks gegenüber Kuhmilch ab?
Lebensmittel | CO2-Fußabdruck (CO2e pro kg) |
Bio Vollmilch (ESL) | 1,7 |
Milch Vollmilch (H-Milch) | 1,3 |
Milch fettarm (H-Milch) | 1,1 |
Sojadrink | 0,4 |
Mandeldrink | 0,3 |
Dinkeldrink | 0,3 |
Haferdrink | 0,3 |
Auch alle Pflanzendrinks schneiden besser ab, als Milch von der Kuh.
Die letzten Jahre gab es Artikel darüber, dass Fleischersatzprodukte Mineralölrückstände enthalten. Das wäre schlecht für die Gesundheit und Umwelt.
Diese Aussagen stammen aus Tests vom bekannten Magazin Ökotest.
Was alles falsch daran ist, hat der Graslutscher in einem lesenswerten Artikel zusammengefasst.
Kurz zusammengefasst:
- Die Grenzwerte von Ökotest sind verbal gewählt.
- Es gibt keinen Nachweis dafür, dass die Menge gesundheitsschädlich ist (Die Menge von Mineralöl in Fleischersatzprodukten ist weniger als ⅓ von dem, was wir ohnehin täglich zu uns nehmen.)
- Die Problemlösung wäre noch viel umweltschädlicher. Wir müssten für Frischfaserkartons viele Bäume fällen.
Du musst dir also keine Sorge über Mineralöl in Fleischersatzprodukten machen.
Fleischersatzprodukte sind oft nicht so gesund wie vollwertige pflanzliche Lebensmittel. Aber sie sind für unser Klima immer besser als das Gegenstück aus Fleisch.
Fleisch vs. Vegan – Emissionen nach Ernährungsform
Der Verzicht auf tierische Produkte begrenzt den persönlichen CO2-Fußabdruck.
Jeder Schritt von einer Fleisch-reduzierten bis hin zu einer veganen Lebensweise zählt.
Man sieht auch, dass andere Veränderungen der Ernährungsweise nicht so viel für die Umwelt bringen.
Der Kauf von ausschließlich regionalen und nur Bio Produkten ist sehr aufwendig. Eine solche Lebensweise ist deutlich teurer als eine vegetarische oder vegane Ernährung.
Gegen den Klimawandel hilft Regional & Bio kaum, im Vergleich zum Fleischverzicht.
Der Verzicht auf tierische Produkte ist bei Weitem die beste Ernährungsveränderung für mehr Klimaschutz. [3]
Die nachhaltigste Ernährung ist gleichzeitig die gesündeste
„Du sollst mehr Obst und Gemüse essen.“ – Dieser Rat von unseren Eltern ist nicht nur für uns gut, sondern auch für die Umwelt.
Ernährungswissenschaftler und Umweltforscher sind sich einig: Der überwiegende Großteil unserer Ernährung sollte pflanzlich sein. [8]
Die „Planetary Health Diet“ wurde von mehreren Disziplinen der Wissenschaft zusammen entwickelt. Diese Ernährung soll die Gesundheit der Menschen und unseres Planeten gleichermaßen schützen.
Wenn man sich an die Planetary Health Diet halten will, muss man zumindest Flexitarier sein. Seinen Fleischkonsum sollte man umgerechnet maximal auf eine Hähnchenbrust pro Woche und ein kleines Steak alle zwei Wochen reduzieren.
Fleischproduktion & Klimawandel – Wie groß ist der Beitrag?
Unsere Ernährung macht 26 % der globalen Treibhausgasemissionen aus.
Von diesen 26 % ist mehr als die Hälfte (58 %) auf tierische Lebensmittel zurückzuführen.
Tierprodukte machen also circa 15 % der globalen Treibhausgasemissionen aus und pflanzliche Lebensmittel circa 9 %. [1]
Der gesamte Verkehrssektor sorgt für 16,2 % des CO2 Ausstoßes. Davon können wir 1–2 % abziehen, die für den Transport von tierischen Produkten genutzt werden. [9]
Fleisch, Fisch, Milch, Eier & Co. produzieren so viele Treibhausgase wie alle Autos, Flugzeuge, Schiffe und Züge zusammen.
Welche Treibhausgase erzeugt die Fleischproduktion weltweit?
Die Fleischproduktion erzeugt die Treibhausgase CO2, Methan und Lachgas.
Methan ist circa 25-Mal so klimaschädlich wie CO2, Lachgas circa 300-Mal. [10]
Beim CO2-Fußabdruck spricht man meistens von CO2 Äquivalent (CO2e).
Hier wird die Klimaschädlichkeit der Treibhausgase mit einbezogen. 1 kg Methan entspricht also 25 kg CO2e.
Methan und Lachgas kommen in Deutschland zum überwiegenden Großteil aus der Landwirtschaft. [11]
Lachgas entsteht hauptsächlich durch Ausgasung aus stickstoffhaltigen Düngemitteln.
Die überarbeitete Düngeverordnung von 2020 soll dabei helfen, diese Emissionen zu reduzieren.
Methan entsteht in der Landwirtschaft zum Großteil beim Rülpsen von Wiederkäuern.
Weltweit entstehen dadurch direkt 37 % der Methanemissionen. [10]
„Wenn Kühe ein Land wären, wären sie das Land mit den dritthöchsten Treibhausgasemissionen.“
— Bill Gates
Weil Methan so ein umweltschädliches Gas ist, hat Fleisch oder Milch von Wiederkäuern (Kühe, Schafe) eine besonders schlechte Umweltbilanz.
Wie hoch ist der Anteil der Massentierhaltung an dem CO2 Ausstoß?
Massentierhaltung ist kein genau definierter Begriff. Die Zahlen unterscheiden sich daher je nach Quelle.
In Deutschland deckt die Massentierhaltung 97 % des Fleischmarktes ab. [12]
In Entwicklungsländern ist der Anteil vermutlich geringer, Tendenz steigend.
Circa 20 % der Weltbevölkerung (entwickelte Länder) essen 40 % der globalen Tierprodukte. [13]
Daher ist davon auszugehen, dass ein Großteil des CO2 Ausstoß der Fleischproduktion von der Massentierhaltung stammt.
Ökobilanz von Fleisch – mehr als nur CO2
Die gesamte Ökobilanz von Lebensmitteln setzt sich aus vielen verschiedenen Faktoren zusammen.
Das Modell der planetaren Grenzen hilft hier. [14]
Es beschreibt die ökologischen Belastungsgrenzen der Erde. Wenn wir sie überschreiten, gefährden wir die Lebensgrundlage von Ökosystemen und allen Lebewesen.
In der folgenden Grafik sind die Belastungsgrenzen angegeben und in Grün der Anteil der Landwirtschaft.
Wie man sieht, hat unsere Ernährung einen sehr großen Einfluss auf die Erde.
Nicht nur in den Bereichen Treibhausgasemissionen oder Landnutzung, besonders auch beim Artensterben und Stickstoffkreislauf.
Wie groß ist der Anteil von Fleisch, Milch & Co. daran?
Bei fast jedem Umweltaspekt schneiden Tierprodukte deutlich schlechter ab als pflanzliche Lebensmittel.
Die Aufteilung der Umweltschäden zwischen pflanzlichen und tierischen Lebensmitteln ist unverhältnismäßig.
Wir erhalten weltweit nur ein 1/5 unserer Kalorien und ein Drittel unseres Proteins aus Tierprodukten. Pflanzliche Lebensmittel machen global das Meiste unserer Ernährung aus. [1]
Fleisch, Milch & Co. sind dennoch für den Großteil der Umweltschäden durch unsere Ernährung verantwortlich.
Regenwald-Abholzung: Ist Soja schuld?
Pro Minute werden ganze 42 Fußballfelder Regenwald abgeholzt.
Das Video zeigt die schockierende Abholzung des brasilianischen Regenwaldes:
Sojaanbau ist einer der Gründe für Regenwaldabholzung.
Menschen, die Sojamilch trinken oder Tofu essen, sind aber nicht schuld an der Abholzung von Regenwäldern. Das Soja für diese Produkte wird in Deutschland zum überwiegenden Großteil in Europa angebaut.
Zusätzlich wird der Großteil vom weltweit angebauten Soja als Tierfutter genutzt.
Der Hauptgrund für die Abholzung von Regenwäldern ist das Weiden von Kühen. [15]
63 % den abgeholzten Flächen werden als Weideflächen für Kühe genutzt.
Insgesamt verbrauchen Tierprodukte weltweit deutlich mehr Flächen als alle pflanzlichen Produkte.
Die Hälfte der bewohnbaren Flächen der Erde werden für Landwirtschaft genutzt (circa 51 Millionen km²).
Von dieser Fläche nutzen wir 83 % für die Produktion von tierischen Lebensmitteln.
Das ist eine Fläche so groß wie Nord und Südamerika zusammen.
Für Fleisch, Milch, Eier und Co. wird mehr Fläche genutzt, als alle Wälder auf der Erde zusammen. [2]
Wenn sich alle Menschen vegan ernähren würden, könnten wir 75 % der Fläche für Landwirtschaft einsparen.
Eine weltweite vegane Ernährung bräuchte statt 4 Milliarden Hektar nur 1 Milliarden Hektar Fläche. [16]
Wie im Regenwald war ein Großteil dieser Flächen früher einmal Waldfläche. Die Bäume wurden gefällt, um Platz für Weiden zu schaffen.
Man spricht hier von Landnutzungsänderungen.
Durch Waldrodung wird das CO2 in den Bäumen freigesetzt und zukünftige CO2 Einspeicherung der Bäume verhindert.
Wissenschaftler rechnen mit Landnutzungsänderungen beide Vorgänge in den CO2-Fußabdruck von Lebensmittel ein. [17]
Landnutzungsänderungen erklären zum Teil den schlechten CO2-Fußabdruck von Fleisch. Bei Rindfleisch kommen 1/4 der Emissionen durch Landnutzungsänderungen, bei Hühnerfleisch fast die Hälfte. [1]
Artensterben: Nur noch 4 % aller Säugetiere sind Wildtiere
Laut UN Umweltorganisation UNEP ist Fleisch der Hauptfaktor für Artensterben. [18]
Die Produktion von Tierprodukten ist weltweit für 60 % des Artensterbens verantwortlich. Das liegt hauptsächlich an der Zerstörung von natürlichen Lebensräumen durch diese.
Insgesamt stellen Menschen nur 0,01 % von allen Lebewesen dar, haben aber 83 % aller Wildtiere und 50 % aller Wildpflanzen ausgerottet.
Nur noch 4 % aller Säugetiere und 30 % aller Vögel sind Wildtiere.
Welthunger: Fleisch ist Lebensmittelverschwendung
Die Theorie ist folgende: „Nutztiere sind effektiv, da sie Getreidereste und Gras, was wir Menschen nicht essen können, in Essbares umwandeln.“
86 % des Tierfutters weltweit ist für Menschen nicht essbar. Aber wie sieht es mit den 14 % aus?
Wenn man die essbaren Lebensmittel betrachtet, die Nutztiere konsumieren, ist die Fleischproduktion ineffizient. Wir benötigen ca. 3 kg Getreide für 1 kg Fleisch. [19]
Ein Zuhörer hat bei einem Vortrag von mir dann folgendes entgegnet: „Aber wir müssen unsere Weideflächen ja irgendwie nutzen, da wächst ja eh nur Gras.“
Das stimmt so nicht ganz.
⅔ der landwirtschaftlichen Fläche weltweit besteht aus Grünland (engl. grassland). Also Gebiete, in denen Gras oder krautige Pflanzen wachsen, die häufig als Weideflächen genutzt werden.
Die folgende Grafik zeigt, wie wir die Erdfläche derzeit nutzen und in Zukunft nutzen könnten.
Die hellgrünen Flächen sind nicht für Landwirtschaft geeignet. Das liegt daran, dass es meistens Regionen mit extremen Wetterverhältnissen sind. Z. B. die Sahara in Afrika oder Nordrussland mit den kältesten Regionen der Erde.
Die dunkelgrünen Flächen sind nicht für den Anbau von pflanzlichen Lebensmitteln geeignet und es werden Tiere darauf gehalten.
Interessant wird es bei der gelben und braunen Fläche. Diese werden derzeit nicht zum Anbau von Pflanzen genutzt, sind aber dafür geeignet.
In Deutschland (und Europa) wären fast alle Weideflächen auch für den Anbau von pflanzlichen Lebensmitteln geeignet. Sie werden daher mit Nutztieren ineffizient genutzt.
35 % des weltweiten Grünlandes kann für den Anbau von pflanzlichen Lebensmitteln genutzt werden (ungefähr 23 % der gesamten landwirtschaftlichen Fläche). [19]
Das klingt erst einmal wenig.
Man muss aber bedenken, dass wir derzeit nur 17 % der landwirtschaftlichen Fläche insgesamt für den Anbau von pflanzlichen Lebensmitteln nutzen. [1]
Und wir bekommen weltweit fast all unsere Kalorien (82 %) von einer kleineren Fläche, als wir von Weideflächen konvertieren könnten.
Die zusätzlichen 23 % landwirtschaftliche Fläche für den Anbau von Pflanzen könnte voraussichtlich mehrere Milliarden Menschen ernähren. [8]
Was machen wir mit den restlichen Weideflächen? Würden wir die nicht verschwenden, wenn wir alle Veganer werden?
Grünland hat meistens keinen natürlichen Ursprung, sondern wurde vom Menschen geschaffen. Meistens bedarf es menschlichen Eingriff, um nicht wieder zu seinem natürlichen Zustand zurückzugelangen.
Wir können Grünland in Wälder und Moore umwandeln und dadurch sehr viel CO2 einsparen.
Wenn die EU allein 3 % der agrarisch genutzten Moorflächen wiedervernässen würde, könnten ein Viertel der Emissionen durch die Landwirtschaft eingespart werden. [13]
Edit: Man muss hier aber fairerweise sagen, dass es in der Grafik oben auch die großen grünen Flächen gibt. Diese zeigen, dass Tiere nicht immer in Nahrungskonkurrenz mit uns Menschen stehen.
Besonders in Entwicklungsländer tragen Tiere manchmal zur Nahrungssicherheit bei und auch in westlichen Ländern können diese Flächen effektiv mit Tieren genutzt werden.
Das spricht trotzdem immer noch für eine rigoros reduzierte Tierhaltung im Vergleich zu jetzt.
Zusammenfassung: Kernaussagen der Wissenschaft
Vielen Aussagen in diesem Artikel liegen Daten von einer Studie zugrunde. Es ist die größte wissenschaftliche Analyse zu den Umweltfolgen von Lebensmitteln. [1]
Es ist eine sogenannte Metaanalyse. Das heißt, es werden etliche Studien zu einer großen zusammengefasst.
Diese Studie umfasst 119 Länder und über 35.000 verschiedene Lebensmittel. Damit deckt sie über 90 % der global konsumierten Kalorien ab.
Je nach Anbauregion und Methode unterscheiden sich natürlich die Emissionen der Lebensmittel.
Besonders stark sind zum Beispiel die Abweichungen bei Rindfleisch. Von 10 kg CO2 pro kg bis über 60 kg CO2 pro kg.
Doch eine Sache zeigen die Daten:
Selbst die am schlechtesten produzierten pflanzlichen Lebensmittel sind besser für die Umwelt, als die nachhaltigsten Tierprodukte.
In Klartext heißt das: Eine weit exportierte Avocado aus Chile, die sehr verschwenderisch produziert wurde, ist besser fürs Klima als regionales Bio Rindfleisch.
Ein Autor der Studie fasst es so zusammen:
„Auf Fleisch und Milch verzichten ist der effektivste Weg, um deinen ökologischen Fußabdruck zu reduzieren.“
— Joseph Poore, University of Oxford (frei übersetzt)
Warum ist Fleisch schlecht für die Umwelt?
Fleisch ist so schlecht für die Umwelt, weil Tiere viele Ressourcen benötigen. Der Großteil der Emissionen aus CO2, Methan und Lachgas, entstehen direkt beim Bauern. Zusätzlich erzeugt die Abholzung von Bäumen für Weiden und Futteranbauflächen viel Treibhausgasemissionen.
Ist Bio besser für die Umwelt?
Bio-Produkte benötigen mehr Fläche für den gleichen Ertrag als konventionelle Lebensmittel.
Der Futteranbau für Bio-Fleisch benötigt also mehr Fläche und die Tiere bekommen oft mehr Weidefläche.
Der Hauptgrund für die schlechte CO2-Bilanz von Bio Rindfleisch in Deutschland ist Landnutzungsänderung.
Wir nutzen sehr CO2 reiche Böden, wie ehemalige Mooren als landwirtschaftliche Flächen.
Die dabei entstehenden hohen Emissionen werden je nach Flächenbedarf anteilig an Lebensmittel angerechnet.
Bio-Lebensmittel sind nicht direkt für diese Landnutzungsänderung verantwortlich.
Wenn wir keine Bio Lebensmittel mehr kaufen würden, würde das die Umwandlung von Mooren nicht ändern. Die Emissionen würden lediglich an andere Lebensmittel angerechnet werden. [5]
Man sollte wegen schlechter CO2 Bilanz also nicht den Schluss ziehen, dass Bio immer schlechter fürs Klima ist.
Viele Bio-Produkte schneiden in anderen Umweltaspekten deutlich besser ab als konventionelle (z. B. Bodenqualität, Artenvielfalt, …). [20]
Böden, die mittels ökologischer Landwirtschaft bewirtschaftet werden, sind auch deutlich weniger anfällig gegen Wetterextreme. Sie halten in dem Klimawandel in Zukunft besser stand.
Ist der Einfluss unserer Ernährung nicht unwichtig im Vergleich zum Energiesektor?
Auch wenn wir morgen weltweit auf 100 % erneuerbare Energien umsteigen würden, würden die Emissionen aus dem Landwirtschaftssektor ausreichen, dass wir die 1,5°C-Grenze überschreiten.
Außerdem ist der Klimawandel ein Problem, welches wir nur alle gemeinsam lösen können. Die meisten Probleme sind systematisch und können auch nur auf Systemebene gelöst werden.
Die Emissionen im Energiesektor sind deutlich höher als die der Landwirtschaft. Aber viel mehr als auf Ökostrom zu wechseln und Energiesparen können wir nicht tun.
Beides spart viel CO2, aber einen Großteil der Emissionen im Energiesektor können wir mit unseren persönlichen Entscheidungen nicht beeinflussen.
Das System Fleisch & Tierprodukte ist nicht nur im Bereich CO2 Emissionen sehr umweltschädlich. Sondern Nummer 1 in den Bereichen Artensterben [18], Boden- und Wasserübersäuerung [1] und Regenwaldabholzung [15].
Aus diesem System können wir mit einer veganen Lebensweise komplett aussteigen.
Das ist in unserem persönlichen Leben der größte Hebel gegen den Klimawandel und für Umweltschutz. [21]
Dennoch sollten auch Veganer nicht vergessen, dass wir systematische Probleme gemeinsam lösen müssen.
Der leichteste Weg daran mitzuarbeiten ist sich politisch einzubringen. Das geht mit Wahlen, Lokalpolitik oder Demonstrationen.
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Quellenverzeichnis
[1] Poore, J., & Nemecek, T. (2018). Reducing food’s environmental impacts through producers and consumers. Science, 360(6392), 987-992. https://www.science.org/doi/10.1126/science.aaq0216
[2] Ritchie, H. & Roser, M. (2019) Land Use. Online veröffentlicht in ourworldindata.org. https://ourworldindata.org/land-use
[3] CO2 Rechner des Umweltbundesamt https://uba.co2-rechner.de/de_DE/
[4] Clark, M. A., Springmann, M., Hill, J., & Tilman, D. (2019). Multiple health and environmental impacts of foods. Proceedings of the National Academy of Sciences, 116(46), 23357-23362. https://www.pnas.org/content/116/46/23357
[5] Reinhardt, G., Gärtner, S., & Wagner, T. (2020). Ökologische Fußabdrücke von Lebensmitteln und Gerichten in Deutschland. Institut für Energie-und Umweltforschung Heidelberg (IFEU). https://regional-klimaneutral.info/wp-content/uploads/2020/07/Ifeu-Studie-2020-%C3%B6kol.-Fu%C3%9Fabdr%C3%BCcke-Co2.pdf
[6] Umweltbundesamt (2021). Vergleich der durchschnittlichen Emissionen einzelner Verkehrsmittel im Personenverkehr. https://www.umweltbundesamt.de/bild/vergleich-der-durchschnittlichen-emissionen-0
[7] Ritchie, H. (2020) You want to reduce the carbon footprint of your food? Focus on what you eat, not whether your food is local. Online veröffentlicht in ourworldindata.org. https://ourworldindata.org/food-choice-vs-eating-local
[8] Willett, W., Rockström, J., Loken, B., Springmann, M., Lang, T., Vermeulen, S., … & Murray, C. J. (2019). Food in the Anthropocene: the EAT–Lancet Commission on healthy diets from sustainable food systems. The Lancet, 393(10170), 447-492.
[9] Ritchie, H. & Roser, M. (2020) Emissions by Sector. Online veröffentlicht in ourworldindata.org. https://ourworldindata.org/emissions-by-sector
[10] Umweltbundesamt (2020). Lachgas und Methan. https://www.umweltbundesamt.de/themen/boden-landwirtschaft/umweltbelastungen-der-landwirtschaft/lachgas-methan
[11] Umweltbundesamt (2021). Emissionen ausgewählter Treibhausgase nach Kategorie. https://www.umweltbundesamt.de/bild/tab-emissionen-ausgewaehlter-treibhausgase-nach
[12] Deutsches Tierschutzbüro (2021). Fleisch zu 97 % aus Massentierhaltung. https://www.tierschutzbuero.de/anteil-massentierhaltung/
[13] Heinrich-Böll-Stiftung (2021). Fleischatlas 2021 – Jugend, Klima und Ernährung. https://www.boell.de/de/de/fleischatlas-2021-jugend-klima-ernaehrung
[14] Meier, T. (2017). Planetary boundaries of agriculture and nutrition—an anthropocene approach. In Proceedings of the symposium on communicating and designing the future of food in the anthropocene. Bachmann Verlag, Berlin (pp. 67-76). https://www.nutrition-impacts.org/media/2017_TMeier_planetary_boundaries_agriculture_nutrition.pdf
[15] Butler, R. A. (2021). Amazon Destruction. https://rainforests.mongabay.com/amazon/amazon_destruction.html
[16] Ritchie, H. (2021) If the world adopted a plant-based diet we would reduce global agricultural land use from 4 to 1 billion hectares. Online veröffentlicht in ourworldindata.org. https://ourworldindata.org/land-use-diets
[17] Fehrenbach, H. et al. (2018) Attributive Landnutzung (aLU) und attributive Landnutzungsänderung (aLUC). Eine neue Methode zur Berücksichtigung von Landnutzung und Landnutzungsänderungen in Ökobilanzen. Institut für Energie-und Umweltforschung Heidelberg (IFEU). https://www.ifeu.de/publikation/attributive-landnutzung-alu-und-attributive-landnutzungsaenderung-aluc-eine-neue-methode-zur-beruecksichtigung-von-landnutzung-und-landnutzungsaenderungen-in-oekobilanzen/
[18] UN environment programme (2021). Our global food system is the primary driver of biodiversity loss. https://www.unep.org/news-and-stories/press-release/our-global-food-system-primary-driver-biodiversity-loss
[19] Mottet, A., de Haan, C., Falcucci, A., Tempio, G., Opio, C., & Gerber, P. (2017). Livestock: On our plates or eating at our table? A new analysis of the feed/food debate. Global Food Security, 14, 1-8. https://www.sciencedirect.com/science/article/abs/pii/S2211912416300013
[20] Sanders, J., & Heß, J. (2019). Leistungen des ökologischen Landbaus für Umwelt und Gesellschaft. 2. https://www.thuenen.de/media/publikationen/thuenen-report/Thuenen_Report_65.pdf
[21] Carrington, D. (2018). Avoiding meat and dairy is ‘single biggest way’to reduce your impact on Earth. The Guardian, 31. https://www.theguardian.com/environment/2018/may/31/avoiding-meat-and-dairy-is-single-biggest-way-to-reduce-your-impact-on-earth
Hallo Markus! Vielen Dank für diesen ausführlichen Artikel, er hat bei mir wieder ein paar Verknüpfungen im Hirn mehr gebildet. 🙂 Was mich aber wirklich schockiert hat, ist die Eingangsgrafik: Wer auf (nur) 58 km Autofahren verzichtet, kann dafür 1 kg Butter konsumieren! Zumindest was die Co2 Bilanz angeht. Interessant wäre es auch, den Flächenverbrauch für Mobilität mit dem Flächenverbrauch der Landwirtschaft zu vergleichen.
Das heißt, Ernährung und Mobilität müssen zusammen gedacht werden — beide sind fast gleichwertig für den Klimawandel und den Verlust an Biodiversität verantwortlich.
Viele liebe Grüße
Stephan
Hallo Stephan 🙂 Danke für dein Feedback! Autofahren ist für uns alle sehr greifbar, daher fand ich den Vergleich sehr passend. Schön, dass ich dich zum Nachdenken bewegen konnte.
Der Flächenverbrauch für Mobilität ist nur gering. Flugverkehr und Schiffe zählen ja schon einmal nicht mit rein. Man geht davon aus, dass die gesamte menschliche Infrastruktur, wie Straßen und Städte nur 1 % der weltweiten Nutzfläche bedecken (Quelle: https://ourworldindata.org/land-use). Landwirtschaft macht davon 50 % aus. Biodiversitätsverlust ist schwieriger zu quantifizieren, aber wegen des geringen Flächenverbrauches gehe ich davon aus, dass Mobilität gar keinen so großen Einfluss darauf hat.
Mobilität und Energie sind dafür ganz große CO2 Emittenten. Während die Treibhausgasemissionen durch Landwirtschaft jährlich nur langsam ansteigen, schießen die Emissionen durch Transport, aber besonders Energie in die Höhe (https://ourworldindata.org/emissions-by-sector). Deswegen auch der zurecht große Fokus der Umweltbewegung auf diesen Sektoren. Wir dürfen halt nur nicht die Ernährung aus den Augen verlieren, da sie einen großen Einfluss auf sehr viele Umweltprobleme hat (sieht man ja an der Grafik mit den planetaren Grenzen, in diesem Beitrag).
Viele liebe Grüße
Markus
„Wer auf (nur) 58 km Autofahren verzichtet, kann dafür 1 kg Butter konsumieren!“
Das nennt sich Moralische Lizenzierung, man sollte nicht eines vermeiden und dafür anderswo CO2 emittieren.
Ein netter Artikel dazu:
https://www.klimafakten.de/meldung/klimasuender-oder-klimaretter-wie-geht-es-weiter-nach-der-ersten-klimafreundlichen-handlung
Grüße 🙂
Hallo Verena, ich verstehe deine Bedenken. Der Vergleich soll zeigen, dass eine relativ kleine Menge (4 Packungen Butter) einen sehr großen Klimafußabdruck hat (Autostrecke von Dresden nach Chemnitz). Ich glaube, dass die moralische Lizenzierung eher bei Kleinigkeiten auftritt. Wer 58 km Autofahren muss, wird nicht die gleiche Strecke stattdessen Fahrradfahren. Liebe Grüße 🙂
Die CO2 Bilanzberechnung macht keinen Sinn und ist komplett irreführend.:
Auszug:
„Der Hauptgrund für die schlechte CO2-Bilanz von Bio Rindfleisch in Deutschland ist Landnutzungsänderung.
Wir nutzen sehr CO2 reiche Böden, wie ehemalige Mooren als landwirtschaftliche Flächen.
Die dabei entstehenden hohen Emissionen werden je nach Flächenbedarf anteilig an Lebensmittel angerechnet.
Bio-Lebensmittel sind nicht direkt für diese Landnutzungsänderung verantwortlich. „
Hallo, ich möchte nur anmerken, dass der Auszug aus meinem Beitrag stammt. Ich schreibe das ja extra für volle Transparenz. Der Auszug bezieht sich dabei auf Quelle [5]. Und ja, die CO2 Bilanz von Fleisch ist nicht perfekt und wie bei jeder wissenschaftlichen Arbeit gibt es Grenzen und Einschränkungen. Ich würde aber nicht so weit gehen, sie „sinnfrei und komplett irreführend“ zu nennen. Die Zahlen aus [5] sind immer noch das Nächste an der Realität, was wir haben. Fakt ist, dass Fleisch deutlich mehr Ressourcen braucht, als pflanzliche Lebensmittel und dass Bio-Lebensmittel deutlich mehr Fläche für denselben Ertrag benötigen, wie konventionell produzierte Lebensmittel. Daher kommen hunderte Wissenschaftliche Studien immer wieder zum selben Ergebnis: Die CO2 Bilanz und Ökobilanz von tierischen Lebensmitteln ist deutlich schlechter als die von pflanzlichen Lebensmitteln. Ich hätte auch die Zahlen aus der Quelle [1] nehmen können (das ist wohl die größte Studie in dem Bereich), wollte aber lieber Zahlen, die sich direkt auf Deutschland beziehen nennen. Und noch mal zu Bio: Es gibt keinen eindeutigen Nachweis, dass Bio-Lebensmittel per se besser für die Umwelt sind, als konventionelle Lebensmittel. Eher das Gegenteil. Fast alle „Pro Bio“ Analysen, wie den Thünen-Report, den ich als Quelle angeben, beziehen sich auf die Fläche und nicht den Ertrag.